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  »Holzschutz  »Holzschädlinge  »Tierische Holzschädlinge  »Umweltbedingungen   Do. 08. September 2016 

Umweltanforderungen der holzschädigenden Insekten

 

Feuchtigkeit des Holzes

Die klimatischen Ansprüche der Trockenholzschädlinge sind entgegen der Hoffnungen und Wünsche von Zimmerleuten, Bauherren etc. nicht so eng wie vereinzelt behauptet.

Die minimale Holzfeuchte bei der eine Larvenentwicklung noch möglich ist, liegt z.B. beim Splintholzkäfer bei 8% im Holz und beim Hausbock und dem Nagekäfer zwischen 10 und 12%.

Bei einer Raumluftfeuchte von 60% und einer Raumtemperatur von 20 °C beträgt die Feuchte offen liegender Holzbauteile also bei ~ 10 bis 12 % . Vereinzelt viel höher liegen die Feuchten jedoch bei verdeckten bzw. verbauten Holzteilen und da ganz besonders im Konstruktionsbereich zwischen beheizten und unbeheizten Bereichen.

Die Feuchten in diversen Hölzern sind daher eingedenk der Hausklimaschwankungen in den meisten Fällen für eine Weiterentwicklung vollkommen ausreichend und auch nicht überall gleichmäßig verteilt.. Ein vorübergehendes Abweichen der Holzfeuchten von den normalen Schwankungsbreiten, führt nicht sofort zum Absterben der Populationen. So ist gerade in Dachstühlen zu beobachten, dass sich das Vorkommen der Holzschädlinge im Dachstuhl vor allem auf die Übergangszonen zwischen Kalt und Warm (beheizter und unbeheizter Bereich) konzentriert. Dies scheint darauf zurückzuführen sein, dass in diesen Bereichen durch das Ausfallen von Kondensfeuchten mit einer insgesamt höheren Feuchte im Bauholz und daher mit einem günstigeren Mikroklima zu rechnen ist.

Auch die werbetechnische Behauptung, eine Befallsfreiheit liese sich allein durch die Verwendung von Konstruktionsvollholz erreichen, ist so nicht haltbar.
siehe : Glos P., Petrik H., Radowitz B., Winter S. 1997: Konstruktionsvollholz. Holzhandbuch Reihe 4, Teil 2, Folge 1, Arge Holz e.V. Düsseldorf


Tabelle Feuchtigkeitsansprüche

Temperatur des Holzes

Bei dem Einfluss der Temperatur auf die Fähigkeit der Weiterentwicklung zeigt sich eine noch größere Toleranzbreite.


Tabelle der Temeraturanforderungen diverser holzschädigender Insekten

Bei der Interpretation dieser Tabellen ist unbedingt zu beachten:
Zeitweise niedrigere Temperaturen führen nicht zum Absterben der Population. Vielmehr überleben die Tiere durch eine Art Kältestarre. Genauso führen zeitweise höhere Temperaturen nicht zum Erlöschen des Befalls. Die von einigen "Fachleuten" in den Raum gestellte Behauptung, dass allein auf Grund der klimatischen Bedingungen eine Erlöschen des Befalls erfolgt ist nur äußerst begrenzt richtig.
Bei dieser sehr optimistischen aber unter Umständen sehr folgenreichen Annahme wird vergessen, dass durch die schlechten Temperaturleitereigenschaften des Holzes Raumtemperaturen nur stark verzögert weitergegeben werden. Zum Beispiel schlägt sich die von Bauherren oft festgestellte hohe sommerliche Raumtemperatur in Dachstühlen nach vielfachen Messungen meist nur mit einer maximalen Temperatur von ~ 22 bis 29 °C im Inneren des Holzes nieder. Ein vom Bauherren erhofftes „Absterben der Viecher von allein“ bleibt daher leider aus. Auch bei den winterlichen Minustemperaturen zeigen sich die guten Temperaturpuffereigenschaften des Holzes. Die Larven der Holzschädlinge finden genügend Zeit den Körper auf eine vorübergehende Kältestarre umzustellen.
Leider werden selbst von erfahrenen Architekten und Sanierungsspezialisten die erheblichen Klimeaunterschiede in den einzelnen Holzbauteilen unterschätzt.
Es ist erwiesen, dass innerhalb der meisten Gebäudes kein konstantes oder gar einheitliches Holzklima besteht, vielmehr schwankt dieses erheblich je nach Lage, momentaner Nutzung, Heiz- und Lüftungsverhalten, jahreszeitlich bedingter Witterung etc.

Nicht zu vergessen ist auch die Möglichkeit der Verlagerung eines Befalls in klimatisch günstigere oder auch nahrhaftere Holzbauteile.
Art des Holzes

Die Nahrungsansprüche der Trockenholzinsekten an das Holz sind höchst unterschiedlich. So ist die Larve des Hausbockkäfers auf Nadelholz und die Larven des Splintholzkäfer auf Laubholz spezialisiert (monophag). Die Larven des Gewöhnlichen Nagekäfer sind jedoch polyphag und befallen sowohl Nadel als auch Laubhölzer. Diese Spezialisierungen hängen mit den unterschiedlichen Fähigkeiten der Verdauung von Holzinhaltsstoffen zusammen. Während sich die Hausbocklarve nur von den Eiweißinhaltstoffen des Holzes ernährt, kann die Larve des Nagekäfers das Eiweiß und die Zellulose des Holzes verdauen.

Da sich in den Splintholzzonen der höchste Eiweißgehalt findet, werden wird diese bevorzugt befallen. Der Hausbock ernährt sich nur vom Splintholzbereich der Nadelhölzer. Dies ist bei starkvolumigen Hölzern mit geringen Splintholzanteile für die Statik meist nicht problematisch, beim modernen Holzbauten steht jedoch die Verwendung hoher Anteile an Schwachholz im Vordergrund. Daher zeigen sich gerade hier und bei knapp dimensionierten Querschnitten schnell statisch erhebliche Schwächungen.
Alter des Holzes

Der Einfluss des Holzalters auf den Befall ist, was den Hausbock betrifft durchaus festzustellen. Es ist nachgewiesen, dass mit zunehmenden Alter des Holzes dessen Eiweißgehalt abnimmt. Daher ist ein Neubefall von altem Holz seltener. Allerdings muss der generelle Annahme und auch eine aus der DIN 68800 Teil 4 (5.2.2. und 5.3.9) abgeleiteten Aussage, dass eine geradezu magische Holzaltersgrenze von 60 Jahren besteht, ab der das Holz nicht mehr von den Larven des Hausbockkäfers befallen wird, aus Erfahrungen des Verfassers widersprochen werden. Es ist immer wieder festzustellen, dass auch älteres Holz von über 100 Jahren einen nachweisbaren Befall ( deutliche Fraßgeräusche) durch den Hausbock erleidet. Diverse Untersuchungen* haben sogar nachgewiesen das der reduzierte Eiweißgehalt des Holzes durch vermehrten Fraß kompensiert wird. Der reduzierte Eiweißgehalt wird also durch verstärkte Fraßtätigkeit und einen längeren Entwicklungszyklus abgefedert.

So wird auch in der Fachliteratur (z.B. S u t t e r: "Holzschädlinge an Kulturgütern erkennen und bekämpfen") darauf hingewiesen, dass Hausbocklarven in altem Holz durchaus entwicklungsfähig sind.
Für andere Holzschädlinge wie z.B. den Gewöhnlichen Nagekäfer hat das Alter des Holzes überhaupt keinen Einfluß.

*siehe hierzu auch Körting A. 1961: „Zur Entwicklung und Schadtätigkeit des Hausbockkäfers (hylotrupes bajulus L.) in
Dachstühlen verschiedenen Alters“ Anz. Schädlingskunde, 34/10, Seite 150-153 und neuere Untersuchungen der Bundesanstalt für Materialprüfung
Attraktivität des Holzes

Die Attraktivität des Holzes für eine Eiablage hängt vordergründig mit dem spezifischen Holzgeruch zusammen, der mit zunehmenden Alter abnimmt. So ist aber die immer wieder vorkommende Reparatur und Sanierung alter Dächer meist mit dem Einbau frischer Hölzer verbunden. Die über allem liegende attraktiven Geruchsfahnen eines solchen sanierten Dachstuhls kann daher durchaus zur Eiablage in älteren Hölzern verleiten.

Auch die immer noch vorzufindende Behauptung, dass mit Heißluft behandelte Dachstühle durch eine damit verbundene Reduzierung des Eiweißgehaltes des Holzes für eine Eiablage nicht mehr attraktiv sind, muss energisch widersprochen werden. Vergleichende Untersuchungen* und Erfahrungen aus der Praxis haben gezeigt, dass dieser durchaus wünschenswerte Vorbeugeeffekt leider nicht besteht. Von vielen Bauherren und Bautätigen wird in dem Eifer des Themengefechts auch übersehen, dass sich diese kontroverse Diskussion um die Befallswahrscheinlichkeit alten Holzes nur auf den Hausbockkäfer hylotrupes bajulus bezieht. Der Gewöhnliche Nagekäfer anobium punctatum z.B. frisst unbeschadet all dieser eifrigen Debatten in altem Holz fleißig weiter.

* siehe hierzu auch Becker G. 1941: „Untersuchungen zur Ernährungsphysiologie der Hausbockkäferlarven“ Z. vergl. Physiologie, 29/3,315-388 und diverse jüngere Untersuchungen.

Zusammenfassung:

Gerade bei der Einschätzung diverser Eigenschaften von Bauhholz, und hier besonders beim Aspekt des Befalls von tierischen und pflanzlichen Holzschädlingen, hat sich in den letzten Jahrhunderten eine sehr lebhafte Legendenbildung entwickelt. Dies beginnt bei der Einbeziehung von Mondphasen in die Baumfällung und endet nicht bei modernen Werbelegenden, sondern setzt sich leider fort in diversen persönlichen hemdsärmligen Theorien von Esoterikern und vereinzelt auch Handwerker.

Verschiedene "Legenden" werden totz sehr fundierter wissenschaftlicher Untersuchungen nach wie vor gepflegt und weitergegeben.

Im Gegensatz zu literarischen Legenden, haben diese handwerklichen Legenden jedoch zum Teil verheerende Konsequenzen auf diverse Bauobjekte.

Unserer Ansicht nach kann diese Legendenpflege nicht mehr wertfrei betrachtet werden. Diese zum Teil aus Unkenntnis, Gewohnheit oder vordergründig geschäftlichen Interessen kolportierten "Theorien" führen oft zu massiven Bauschäden wenn nicht gar zum Ruin der Bauherren.

Es ist der Firma PARISEK saniert GmbH & Co KG also schon aus moralischen Gründen ein tiefes Bedürfniss über Wahrheitsgehalt, Entstehung und Wiedergabemotive dieser Legenden aufzuklären.

siehe auch: Dr. M. Pallaske "Moderne Legendenbildung bei Holzschutzfragen"



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